6 Erfahrungen aus 10 Tagen Bikepacking

Pack light aber nimm das Notwendigste mit!

Grundsätzlich kann ich wenig packen, wenn es für mich auf Reisen geht. Aber auch nur, wenn ich dazu gezwungen werde, weil zum Beispiel der Flug nur mit Handgepäck gebucht wurde. Beim Bikepacking wird die Sache noch minimalistischer: Eine 10-Liter „Arschrakete“ und eine kleine Bar-Bag mussten für 10 Tage „on the road“ reichen. 

Deshalb überlegte ich bei jedem Stück, das ich erst einpacken wollte, mehr als dreimal, ob es wirklich notwendig ist. Und das solltet ihr auch. Packt Teile ein, die ihr für mehrere Zwecke verwenden könnt: Mein KAMA. Longsleeve Jersey hatte ich beispielsweise nicht nur in den Abfahrten von den Alpenpässen am Rad am Körper, sondern auch auf dem Weg zum Abendessen nach den Touren. 

Was aus meiner Sicht allerdings schon wichtig ist, ist, ausreichend warme und regensichere Kleidung sowie Ausstattung, die der Sicherheit dienen (Rücklicht, Reflektorweste, etc.) einzupacken. Auch eine zweite Dress mit Bib, Trikot und Langarm-Trikot war bei mir dabei. Zwar habe ich die Teile abends auch mehrmals gewaschen (die KAMA. Pro Bib war nach der Waschmaschinen-Wäsche auch am nächsten Morgen wieder trocken), allerdings fehlt bei der Waschbecken-Wäsche der Schleudergang, wodurch die Teile länger zum Trocknen brauchen und am nächsten Tag nicht wieder verwendet werden können. 

Eine Gamechanger war für mich definitiv der KAMA.Pouch. Das Ding passt perfekt in die Trikottasche, lässt sich einfach an der Lasche herausziehen und es fand – in meinem Fall – Reisepass, Impfpass, Kaugummi, alle wichtigen Karten sowie Bargeld darin Platz. Und alles blieb – wir hatten zwar keinen Regen aber genügend Schweiß auf unseren Touren – komplett trocken. Durch die Lasche ist der Pouch auch am Weg zum Abendessen oder in den Supermarkt ein angenehmer und praktischer Begleiter – fast wie eine Clutch. Nur cooler. 😊 

Eine vollständige Packliste findet ihr übrigens auf meinem Blog!

Achte auf eine gute Bib-Short  - Sattel – Gesäß-Creme Abstimmung

Für mich macht das Bikepacking aus, dass man den ganzen Tag am Rad sitzt, die Gegend voll genießen kann und – in meinem Fall – auch das Smartphone so gut wie gar nicht angerührt wird. Das setzt allerdings voraus, dass man auch GUT sitzt. Denn ist das schon am ersten Tag nicht der Fall, endet die Radreise vermutlich bereits am zweiten, spätestens am dritten Tag.

Deshalb gilt es, das Setup Bib-Short und Sattel bereits vor dem Trip zu testen und auf seine eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Das geht nicht von heute auf morgen! 

Die meisten Tage dieser 10-tägigen Bikepacking-Tour (immer dann, wenn sie nicht ungewaschen und stinkend in meinem Backloader verstaut war) war die KAMA. Pro Bib mein verlässlicher Begleiter. Diese ist gerade für solch lange Tage im Sattel ideal geeignet, mein Hintern hat sich nicht einmal beschwert. 

Laaange Zeit habe ich auch Gesäß-Creme verschmäht oder einfach nicht benötigt. Seit der BIKE Transalp weiß ich aber, welche Wunder diese bewirkt. Ich verwende sie sowohl direkt auf der Haut und verteile sie aber auch an eventuellen Druckstellen am Sitzpolster der Bib-Short. Auch hier gilt allerdings: Vorher ausprobieren!

Plane eine grobe Route

Ich kannte meinen Start- und Endpunkt der Bikepacking-Tour. Und diese beiden Punkte wollten verbunden werden, was ich über Komoot gut lösen konnte. Das Tool ist vor allem deshalb praktisch, weil man „Rennrad“ auswählen kann und in den meisten Fall dann auch von keinen Schotterwegen überrascht wird.

Eine grobe Planung ist wichtig, um zu sehen, ob sich Kilometer und Höhenmeter in der Zeit, die man zur Verfügung hat, machen lassen. Zudem entdeckte ich dabei, welche Highlights zwischen Start- und Zielpunkt integriert werden können. 

„Grob“ deshalb, weil die jeweilige Tagesplanung dann von weiteren Punkten wie Leistungszustand, Wetter und Motivation abhängen. Die Navigation habe ich dann nur ab und an benötigt. Meistens konnten wir uns über Straßen- und Radwegbeschilderung sehr gut orientieren.

Auf meinem Komoot-Profil könnt ihr euch die Route von meinem 10-Tages-Trip genauer anschauen. Die Routen sind die tatsächlich gefahrenen Wege – exportiert aus meinen Strava-Einheiten. 

Sei alleine, mit Partner oder Freundin unterwegs

Alles ist erlaubt, nichts muss. Nur weil man beispielsweise alleine unterwegs ist, heißt es nicht, dass man einsam ist oder keine Freundinnen oder Freunde hat. Ich hatte auf dieser Bikepacking-Tour alle drei Varianten und mochte sie auch alle. Wichtig ist, dass man sich so, wie man unterwegs ist wohlfühlt. Denn das Radfahren mit Gepäck ist anstrengend genug. 

Ist man allerdings alleine unterwegs, macht es Sinn, einen Notfallkontakt griffbereit für eventuelle Hilfeleisterinnen und -leister zu haben. Neben Varianten wie Kärtchen in der Smartphone-Hülle oder im KAMA.Pouch sowie Infos im Helm, gibt es auch diverse Anbieter von Armbändern, in die man diese Daten eingravieren lassen kann (z.B. ROAD iD).

Schätze dich richtig ein und fahr dein Tempo!

Du weißt sicher schon von diversen Ausfahrten, was dein Maximum an Kilometern und Höhenmetern du am Tag schaffen kannst. Bedenke beim Bikepacking das Zusatzgewicht und mehrere Pausen, die du einlegen wirst, um deine Tage zu planen. 

Natürlich kannst du an vereinzelten Tagen an dein Maximum heranfahren, allerdings solltest du dann wieder kürzere Tage einplanen. Denn je länger du am Abend fährst, desto kürzer ist auch die Regenerationszeit hin zum Start in den nächsten Bikepacking-Tag. 

Lass dich auch nicht dazu verleiten, ein zu hohes Tempo anzuschlagen. Weder von Männern auf Mountainbikes, die dir beim Überholen auf einer Passstraße sagen „Ach, ihr müsst ja viel schneller sein auf euren Rennrädern“, weil sie meinen, sie müssten sich schämen, wenn eine Frau mit Bikepacking-Zeug sie überholt, noch von eurem eigenen Ehrgeiz eine QOM zu holen.

Ihr seid im Urlaub, braucht eure Kräfte für mehrere Tage und solltet es wirklich als Genussradfahrt sehen. 

Vergiss nicht auf Pausen!

„Genussradfahrt“ bedeutet auch, Pausen einzulegen. Ich habe ja die Pausen vor den Supermärkten geliebt. Essen, was man will (schließlich verbraucht man eh genug Kalorien an den Bikepacking-Tagen), am Boden im Schatten neben den Rädern sitzen, essen und nebenbei ein bisschen Leute beobachten. 

Schön war auch das tägliche Abendessen am Abend. Dadurch, dass wir jeden Tag an einem anderen Ort waren, konnten wir auch viele verschiedene Lokale ausprobieren. 

Natürlich ist es auch möglich, einen vollen Restday einzuplanen. Für uns war dies der Tag nach der Glockner Hochalpenstraße in Lienz. Wir haben uns dort ausnahmsweise ein „besseres“ Hotel mit Naturpool gegönnt, haben uns im Ort ein Buch gekauft (welches wir an dem einen Tag gelesen und dann mit der Post nach Hause geschickt haben 😊) und den ganzen Tag einfach nur entspannt, geschlafen und gegessen. Am nächsten Tag fühlten wir uns auf unseren Rädern (fast) wieder wie neu. 

Wünsche euch ganz viele tolle Bikepacking-Kilometer, -Erlebnisse und -Abenteuer!